Mit Bürgerenergie die Energiewende vorantreiben

Wie die Energiewende mit Hilfe von engagierten Bürger*innen gelingen kann, zeigt Laura Zöckler, Gründungs- und Vorstandsmitglied der Heidelberger Energiegenossenschaft HEG. 1995 hat sie sich mit gleichgesinnten Studenten zusammengetan, um aktiv etwas in Richtung Energiewende zu bewegen. „Uns gingen die Bemühungen von Politik und Wirtschaft viel zu langsam.“ Mit viel Hartnäckigkeit und ehrenamtlichem Engagement nahmen sie die Energieerzeugung also selbst in die Hand. Heute kann Laura Zöckler als Mitglied des dreiköpfigen Vorstandsteams der HEG sagen: „Es funktioniert, die Lösungen für die Energiewende sind alle da“. In diesem Jahr konnte die Genossenschaft die installierte Solarleistung gegenüber dem Vorjahr auf rund 3160 kWp mehr als verdoppeln. Die bisher größte Anlage ging auf dem Dach der Heidelberger Brauerei in Betrieb.

Sie wollten aber nicht nur Eigentümern die Möglichkeiten zu geben, die Quelle ihrer genutzten Energie zu bestimmen, sondern sind auch Vorreiter in Sachen Mieterstrom. Die Idee kam in einer Phase 2013 auf, als es zu einem Einbruch der anfänglichen Erfolgszahlen wegen Kürzungen der EEG-Gelder kam. „Wir wollten uns nicht von schlechten Rahmenbedingungen ausbremsen lassen und haben neue Möglichkeiten gesucht.“ In der Heidelberger Südstadt versorgt die Genossenschaft seit 2018 ein Quartier mittels Mieterstrom-Modell und Stromspeicher mit Sonnenstrom. Ergänzt wird das System durch eine Lade-Infrastruktur für Elektromobilität.

Aufgrund der vielen Anfragen von Privatleuten hat die Genossenschaft eine Tochtergesellschaft gegründet, die Solaranlagen installiert. Aber das Grundprinzip bleibt: Mitglieder investieren in die HEG, die HEG baut die Anlagen, die Anlagen produzieren den Strom, der dann wieder an die Mitgliedern fließt oder an andere Abnehmern verkauft wird. Von ursprünglich 19 Mitgliedern ist die HEG auf über stolze 700 angewachsen und hat inzwischen 1000 Stromkunden.

Die junge Politikwissenschaftlerin engagiert sich zudem seit 2014 für einen Zusammenschluss von verschiedenen Energiegenossenschaften zu den ‚Bürgerwerken‘, ein Verbund von derzeit 97 Energiegenossenschaften aus ganz Deutschland, zu denen in der Region neben der Heidelberger Energiegenossenschaft auch die Bürgerenergiegenossenschaften Leimen und Kraichgau (Sinsheim) gehören. Ein Bürgerstromprojekt wird gerade in Sandhausen auf den Weg gebracht.

Aber Laura Zöckler verhehlt nicht: „Alleine schaffen wir Bürger*innen es nicht. Die Klimagerechtigkeitsbewegung muss jetzt weiter Druck machen damit die Politik endlich handelt!“

Wer hier Blut geleckt hat und zum Beispiel Mitglied werden will kann sich hier weiter informieren:

https://www.heidelberger-energiegenossenschaft.de/

Bürgerenergie-Pionier Ralf Frühwirt hat sich von der HEG inspirieren lassen und 2012 die Bürger-Energie-Genossenschaft Leimen gegründet. Sie hat 65 Mitglieder und betreibt vier Anlagen auf städtischen Gebäuden in Leimen. Er gab einige gute Ratschläge für alle Initiativen auf den Weg, die sich gerade gründen wollen: Man braucht einen Experten jeweils für Finanzen und Technik genügend ehrenamtlich Engagierte und einen langen Atem. Er empfiehlt, in der Region bereits bestehenden Bürgerenergiegenossenschaften geeignete Dächer anzubieten, wobei sich vor allem große Flächen rechnen. Ideal wären Dächer von Vereinsheimen, Reithallen oder Lagerhallen die an eine Bürgerenergiegenossenschaft verpachtet werden. Wenn der Besitzer dann den darauf erzeugten Strom abnimmt, haben beide etwas davon.

Sowohl Ralf Frühwirt als auch Laura Zöckler bestätigten aber einhellig: Es lohnt sich, Solarstrom auf dem Dach zu produzieren! Auch wenn der bürokratische Aufwand viele abschreckt, ermutigen sie ausdrücklich dazu, geeignete Dächer – und die gibt es mehr als man denkt – Bürgerenergiegenossenschaften zur Verfügung zu stellen und am besten den dort produzierten Strom selbst zu nutzen.

Kleiner Tipp: mit sogenannten „Balkonmodulen“ kann man auch Solarenergie im kleinen Stil erzeugen.

Für weitere Infos zum Thema:

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