Anlässlich der Aktion STADTRADELN hat unser Green Team am ersten Aktionstag, dem 12. Juni, mit einer ca. 2-stündigen Radtour pro Teilnehmer 36 Fahrradkilometer sammeln können. Vom Anglersee in St. Leon aus suchten wir die Nähe zum Kriegbach in der unteren Lußhardt, dessen Verlauf wir bis hin zu seiner Mündung in den Rhein verfolgten.
An verschiedenen Stellen konnten wir die bereits erfolgten Maßnahmen zu dessen Renaturierung begutachten: mit Ausbuchtungen im Ufer und verschiedenen wechselseitig versetzten „Schikanen“ aus Holzstämmen u.ä. soll der Wasserverlauf wieder mehr Windungen erhalten und die Fließgeschwindigkeit abgebremst werden. Dies ist Teil eines Programms der Landesregierung zur Verbesserung der Gewässerökologie. „Kriegbach und Kraichbach zeichnen sich über lange Strecken durch extrem steile, begradigende, nicht natürliche Ufer aus, die wohl dem Hochwasserschutz dienen sollten, aber nicht mehr den aktuellen Regeln der Technik entsprechen“, erläuterte Norbert Knopf. Zudem haben zum Beispiel Fische dadurch keine Laichmöglichkeiten oder die typische Uferbewachsung ist verschwunden, d.h. der natürliche Lebensraum für Flora und Fauna ist verloren gegangen. Mit den neuen Maßnahmen kann man aber wieder auf typische Fisch- und Wassertierbesiedlung sowie Pflanzenbewuchs hoffen.
Interessant war auch zu erfahren, dass Kriegbach und Kraichbach einen gemeinsamen Ursprung haben: bei Ubstadt-Weiher (Ortsteil Stettfeld) zweigt der Kriegbach vom Kraichbach ab. Er wurde früher zum Flößen von Brennholz aus den Wäldern der Lußhardt nach Speyer genutzt. Zugleich diente er als Entlastung des Kraichbachs bei Hochwasser (und tut es auch heute noch). Allerdings wurde später, solange es die Wasserrechte für die Kramer Mühle gab, vorrangig das Wasser in den Kraichbach geleitet, so dass der Kriegbach zuweilen sogar trocken fiel. Der Name kommt übrigens vom Wort „kriechen“ (früher: „Kriechbach“, im Sinne von gewundener Bach), wie auch der Name des Kraichbachs.
Der Kraichbach ist vom Ursprung bis zur Mündung 55 km lang und verläuft stellenweise von Dämmen eingefasst in Hochlage, d.h. der Wasserspiegel ist stellenweise sogar höher als das angrenzende Gelände, weswegen es zahlreiche parallel verlaufende Entwässerungsgräben gibt (z.B. Bruhraingraben, Kehrgraben). Das vom Kraichgau eingetragene schwere Sediment musste und muss regelmäßig aus dem Kraichbach abgetragen werden und es kam in der Vergangenheit leicht zu Überschwemmungen. Andererseits diente er phasenweise dazu, ein Bewässerungssystem für die umliegende Landwirtschaft zu speisen. „Zur Geschichte rund um den Kraichbach mit seinen Zu- und Abflüssen – z.B. auch dem Hardtbach und dem Leimbach – lässt sich viel entdecken“, so Ute von Hahn. „Offen ist, wie sie angesichts sich wandelnder Klimaverhältnisse weitergeschrieben wird.“
Nach einer kurzen Strecke entlang des zur Zeit wasserreichen Rheins radelten wir mit unserer 14-Personen-starken Gruppe nördlich an Altlußheim vorbei zurück Richtung Hockenheim, wo wir beim Stiegwiesenpark auf den Kraichbach trafen. Mitten in Hockenheim in der Nähe des Schulzentrums beginnt ein wunderschön renaturierter Bereich des Kraichbachs, der sich dort wieder ausbreiten kann und mit seinem flachen Ufer Zugang für die Bevölkerung bietet. Entlang des weiteren Verlaufes des Kraichbachs flussaufwärts traten wir nun zum Endspurt an, wo wir uns im Wersauer Hof mit einem kühlen Bier bzw. Schorle belohnten und die Runde ausklingen ließen. Wir überlegten dabei, wie wir dem eigentlich als FFH-Gebiet ausgewiesenen Kraichbach auf St. Leoner Gebiet auch wieder ein natürlicheres Gesicht verleihen könnten. Derzeit ähnelt der Bachverlauf eher einer „Wasserautobahn“ – kerzengrade und versteckt hinter einer hohe Dammeinfassung. Ein Anfang wurde mit einem entsprechenden Antrag der Grünen und der SPD im Gemeinderat bereits gemacht.
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