Energiesteckbrief St. Leon-Rot liegt vor

Welches erneuerbare Potenzial steckt in SLR?

Wie viel Strom verbrauchen eigentlich die Haushalte in St. Leon-Rot? Und hat St. Leon-Rot das Potenzial seinen Strombedarf – rein theoretisch – über Photovoltaik zu decken? Diese und viele weitere Energiedaten liefert der kürzlich veröffentlichte Energiesteckbrief für St. Leon-Rot.

Der Steckbrief ist Teil der “Potenzialanalyse Erneuerbare Energien im und für den Rhein-Neckar Kreis“ , die neben einer Zusammenstellung der aktuellen Verbräuche der Kommunen auch das Potenzial für Erneuerbare Energien auf einer interaktiven Karte darstellt.

Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) hat diese Potenzialanalyse im Auftrag des Rhein-Neckar-Kreises erstellt. Die Idee der Analyse ist es dabei, in einem Szenario die Annahmen über zukünftige Verbräuche mit den Potenzialen der Erneuerbaren Energien zusammenzuführen.

Um alle Informationen beisammenzuhaben, haben wir die folgenden Grafiken des Energiesteckbriefes für St. Leon-Rot mit freundlicher Genehmigung des Landratsamtes Rhein-Neckar hier eingefügt.

Strukturdaten 2017 und Bodenfläche gesamt

Quelle: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/landkreis/erneuerbare+energien.html

Der Energiesteckbrief im Bereich Strukturdaten zeigt, dass 2017 in St. Leon-Rot die 13.668 Einwohner in 3.996 Wohngebäuden gewohnt haben. Hier wäre es interessant zu wissen, wie viele der 3996 Wohngebäude wärmegedämmt sind und wo noch Potenzial schlummert. Wärmeschutz spart sehr viel Heizenergie, ob es sich auch finanziell lohnt, hängt vom Einzelfall ab.

In SLR sind 7.378 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig (SV) beschäftigt. 13.668 Einwohner stehen 8635 PKW gegenüber.

Wir hoffen, dass das Radverkehrskonzept das Radfahren attraktiver macht und so zukünftig neben CO2 auch Lärm und Schmutz im Ort reduziert werden kann.

Ein Viertel unserer Gemarkung wird von Verkehr und Siedlungsfläche beansprucht. Hier wäre interessant zu erfahren, wie der Flächenverbrauch für Siedlungen und Verkehr zugenommen hat, denn dies hat Auswirkungen auf die Umwelt. Versiegelte Flächen schaden Böden und begünstigen Hochwasser. Die Zersiedelung erzeugt zudem mehr Verkehr.

Uns Grünen ist es daher wichtig, in einem zukünftigen Gemeindeentwicklungsplan für St. Leon-Rot das Potenzial von ökologischen Bauweisen und Siedlungen zu berücksichtigen. Das Konzept einer ökologisch gebauten Siedlung betrifft insbesondere auch die Verkehrsplanung (z. B. Bereich mit Spielstraßen und eingeschränktem Autoverkehr) sowie Energiestandards (also beispielsweise Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser) und eine regionale Energieversorgung (mit erneuerbaren Energieträgern oder Blockheizkraftwerken).

Endenergieverbrauch nach Sektoren & Anteil Erneuerbarer Energie 2017

Quelle: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/landkreis/erneuerbare+energien.html

Der Steckbrief im Bereich Endenergieverbrauch nach Sektoren & Anteil Erneuerbarer Energie 2017 zeigt, dass in SLR die Haushalte, die Industrie, das Gewerbe, die kommunale Liegenschaften und der Verkehr im Jahr 2017 zusammen über 800 000 MWh an Energie verbrauchten. Wie die nächste Grafik zeigt, hat SLR dabei 300 000 t CO2 erzeugt! Bezogen auf die Einwohnerzahl fallen somit 22,18 t CO2 pro Kopf an. Das sind deutlich mehr als die durchschnittlichen 8,2 CO2 pro Kopf im Rhein-Neckar-Kreis.

Treibhausgasemissionen 2017 in Tonnen CO2e

Quelle: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/landkreis/erneuerbare+energien.html

Bilanzierung nach dem Endenergiebasierten Territorialprinzip

Um die Daten korrekt einordnen zu können, möchten wir auf das endenergiebasierte Territorialprinzip hinweisen (BISKO-Standard), welche methodisch bei der Potenzialanalyse Erneuerbare Energien angewandt wurde. Dabei werden im Rahmen alle Energieverbräuche der relevanten Verbrauchergruppen erfasst, die auf dem Territorium des Betrachtungsgebietes (hier: innerhalb der Gemarkungsgrenze von St. Leon-Rot) anfallen.

Quelle: Seite 6 der Potenzialanalyse Erneuerbare Energien (rhein-neckar-kreis.de)

Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2020

Quelle: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/landkreis/erneuerbare+energien.html

Der Steckbrief im Bereich Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2020 zeigt, dass in St. Leon-Rot der überwiegende Teil unseres Energiebedarfes noch aus fossilen Quellen gedeckt wird.

Vor allem verbrauchen wir deutlich mehr Energie als wir aktuell selbst nachhaltig erzeugen.

Strom: Bilanziell gesehen wird nur 6% des vor Ort verbrauchten Stromes auch tatsächlich hier in der Gemeinde aus erneuerbaren Energiequellen produziert.

Im Rhein-Neckar-Kreis insgesamt liegt dieser Wert bei 17,3%.

Photovoltaik (PV): Nach der Analyse des IfaS verfügt St. Leon-Rot über ein Potenzial für Sonnenstrom von 123 000 MWh pro Jahr. Davon rund 54 500 MWh allein auf Dachflächen.

Windenergie: Für den Ausbau der Windenergie wird eine Fläche von 3,36ha auf SLR-Gemarkung ausgewiesen.

Wasserkraft: Für Wasserkraft wird hingegen kein Potenzial in St. Leon-Rot ermittelt.

Wärme: Bei der Wärme wird nur 9% der vor Ort verbrauchten Wärme in SLR erzeugt. Im Rhein-Neckar-Kreis insgesamt liegt dieser Wert bei 15,3%. Im Wärmebereich ließen sich die Erträge aus Solarthermie etwa verfünffachen!

Das Potenzial von Geothermie wurde nicht dezidiert ermittelt.

Potenziale zur erneuerbaren Stromerzeugung

Quelle: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/landkreis/erneuerbare+energien.html

Quo Vadis – St. Leon-Rot

Nun gilt es, diese Potenziale für lokale Wertschöpfung und Klimaschutz zu heben.

Ein geeigneter Rahmen für eine solche Diskussionen hätte der öffentliche Ausschuss für Klimaschutz sein können. Unser entsprechender Antrag dazu wurde vom Gemeinderat nicht angenommen.

Ziel muss es sein, schrittweise die Transformation zur Green Economy – also zu einem nachhaltigen Wirtschaftsstandort in St. Leon-Rot umzusetzen. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Frage.

Der Energiesteckbrief zeigt sowohl die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern als auch den überdurchschnittlichen Treibhausgasemissionen pro Einwohner. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss St. Leon-Rot

  • regenerativen Energieträger schneller ausbauen; hier liegen die größten Ausbaupotenziale in der Photovoltaik
  • gleichzeitig konsequent Energieeinsparmaßnahmen vorantreiben, hier liegen die größten Potenziale im Einflussbereich der Gemeinde im Wärmesektor.

Gemeinde

Die Gemeinde ist gefordert, auf Basis dieser Analyse eine energiepolitische Strategie zu entwickeln.

  • Ausbau Freiflächen – Photovoltaik

Die Potenzialanalyse zeigt, dass geeignete Flächen zur Erschließung vorhanden sind.

Quelle: Potenzialflächen Erneuerbare Energien

Blau eingefärbter Bereich: Photovoltaik Freiflächen (PV FFA): Seitenrandstreifen (200m Puffer)

  • Prüfung Wind-Potenzialfläche

Für den Ausbau der Windenergie, wird eine Fläche von 3,36ha ausgewiesen. Hier sollte geprüft werden, inwieweit der Standort wirtschaftlich erschlossen werden kann und  welche Optionen es gibt, die Bürgerinnen und Bürger an möglichen Gewinnen zu beteiligen.

Quelle: Potenzialflächen Erneuerbare Energien (arcgis.com)

  • Erstellung kommunale Wärmeplanung

Der Wärmesektor ist der nächste große Brocken der Energiewende – auch in St. Leon-Rot. Anders als bei Strom, müssen hier Erzeugung und Verbrauch räumlich nah beieinanderliegen. Die erneuerbaren Wärmequellen sind jedoch limitiert. Im Zuge einer kommunalen Wärmeplanung kann sich St. Leon-Rot die Analyse einer möglichen Transformation hin zu einem nachhaltigeren Wärmekonzept fördern lassen. Hierbei können dann auch die Potenziale etwa im Bereich Abwärmenutzung und Geothermie ermittelt werden, die in der Studie des Ifas nicht im Detail ausgearbeitet werden konnten.

Bürgerinnen und Bürger von SLR

Auch wir Bürgerinnen und Bürger sind beim Thema Energie gefragt. Alle privaten Gebäudeigentümer*innen können sich beraten lassen zur energetischen Gebäudesanierung, um den Verbrauch zu senken und zu Solarthermie und PV, um selbst zum regenerativen Energieerzeuger zu werden.

Siehe https://www.st-leon-rot.de/bauen-umwelt/klimaschutz/energieberatung-kliba

Je eher wir den grünen Transformationsprozess starten, desto günstiger wird es in allen Bereichen, und desto höher ist die lokale Wertschöpfung!

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